Festplatte auseinander bauen und zerstören

smallMit ausgedienten Computer hat man oft das Problem: Wohin mit der Festplatte? Oder: Wie entsorge ich die Festplatte, ohne dass sensible Daten in die falschen Hände geraten? Natürlich empfiehlt es sich vor der Außerbetriebnahme des PCs Fotos, Dokumente und alle persönlichen Dateien zu löschen. Hier kann man auch verschiedene Programme nutzen, die ein mehrfaches Überschreiben der betreffenden Festplattensektoren vornehmen. Man kann auch die Festplatte formatieren. Aber Vorsicht: Beide Formatierungsarten, Schnellformatierung und normale Formatierung, löschen nicht zwingend komplett physikalisch die Daten auf dem Datenträger. Vielmehr werden nur Zuordnungstabellen (z.B. File Allocation Table) und Dateireferenzierungen gelöscht. Über Recovery-Programme können gegebenenfalls Dateien wieder hergestellt werden. Wer sicher gehen möchte, muss seine Festplatte mechanisch malträtieren.

Festplattengehäuse mit Torx T9 Schrauben

Wie die notwendige Demontage der Festplatte erfolgen kann wird hier am Beispiel einer alten Seagate-Platte gezeigt. Dies muss natürlich erst mal aus dem Computergehäuse ausgebaut werden. Nun muss die Festplatte demontiert bzw. geöffnet werden. Diese ist mit Spezialschrauben verschlossen. Im Beispiel wird ein Torx T9-Schraubendreher benötigt. Dazu kauft man sich am besten gleich ein entsprechendes Schraubendreher-Set mit vielen Bits für Elektronikgeräte. So ist man auch für zukünftige Basteleien gerüstet.

Festplattengehäuse

Wenn die Festplatte sich nicht öffnet, obwohl man augenscheinlich alle Schrauben gelöst hat, muss man noch mal ein wenig suchen. In meinem Beispiel war noch eine Schraube unter einer Art Siegel versteckt, welches zerstört werden musste. Dies dient dem HardDisk-Hersteller sicherlich, um bei Gewährleistungsfällen eigenmächtige Basteleien zu erkennen.

Laufwerkselektronik einer Festplatte

Dreht man die Festplatte um, kann man noch die Platine mit der Laufwerkselektronik entfernen durch Lösen der Verschraubungen. Dies ist zwar nicht zwingend erforderlich, aber kann ja nicht schaden, wenn man auch diese der blinden Zerstörungswut zuführt. Auch hier wird der Torx T9 benötigt für die Beispielplatte.

 

Innenansicht einer Festplatte

Nun sieht man die geöffnete Festplatte mit den eigentlichen Datenträger (Magnetplatten), Schreib-/Lesekopf, Linearmotor sowie die Elektronik für den Lesearm. Je nach Festplattentyp können eine oder mehrere Magnetplatten enthalten sein. In meinem Beispiel sind es zwei Magnetplatten. Diese gilt es auszubauen, denn darauf befinden sich die Daten. Bei der Magnetplatte handelt es sich meistens um eine Aluminium-Legierung, Magnesium-Legierungen oder Glas sind auch möglich. Auf dieser Platte ist dann noch die eigentliche ein Mikrometer dicke Magnetisierungsschicht aufgetragen (Eisenoxid oder Kobalt). Dort sind also die Daten gespeichert.

Magnetplatten und Schreib-/Lesekopf einer Festplatte

Als nächstes muss man den Schreib-/Lesekopf beiseite schieben. Dazu löst man die Schrauben am Linearmotor oben rechts. Wenn sich dieser danach schwer lösen lässt, liegt dass daran, dass der Schreib-/Lesearm zwischen zwei starken Dauermagneten festgehalten wird. Hier hilf ein wenig Unterhebeln mit einem normalen Schraubendreher. Die Magnetplatten sind ebenfalls noch durch eine Halterung auf dem Rotor eines Motors befestigt. Hat man diese gelöst, kann man die Magnetplatten herausnehmen.

in Einzelteile zerlegte Festplatte

Nun hat man die Festplatte fast komplett in ihre Einzelteile zerlegt und kann die Magnetplatten weiter behandeln oder einem neuen Verwendungszweck zuführen, z.B. als Bier-Untersetzer oder Frisbee. Der Kreativität seien keine Grenzen gesetzt. Um die Magnetplatten weiter zu zerstören, kann man diese z.B.:

  • mit einem Dauermagneten bearbeiten
  • mit einem Messer oder Schraubendreher die Oberfläche zerkratzen
  • die Bohrmaschine ansetzen
  • in den Grill oder ins Lagerfeuer legen
  • mit Säure bearbeiten
  • mit Sandstrahler bearbeiten
  • einem professionellen Schredder nutzen

Zur Information: Firmen, die einen bestimmten Datenschutz unterliegen, müssen bestimmte Anforderungen an die Vernichtung von Datenträgern erfüllen. Dazu gibt es vom BSI einen entsprechenden Maßnahmenkatalog. Die DIN 66399 definiert hier sieben verschiedene Sicherheitsstufen für Festplatten (H1 bis H7) die zu beachten sind.

Bei allem Zerstörungswahn und Kreativität, achte immer darauf dich und andere nicht zu verletzen. Da manche Magnetplatten aus Glas oder Keramik bestehen können, können diese leicht zersplittern und zu Schnittverletzungen führen. Und beim Spiel mit dem Feuer oder Chemikalien ist natürlich auch entsprechende Vorsicht geboten.

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