IT-Branche in stürmischen Zeiten

Es geht der globalen Wirtschaft alles andere als gut. Die Spätfolgen der Pandemie sowie der andauernde Krieg in der Ukraine bedingen eine grosse Unsicherheit, die sich auf das Leben von Milliarden Menschen auswirkt. Den Ländern der südlichen Hemisphäre droht Hungersnot und die reichen Nationen müssen derzeit mit einer seit Jahrzehnten nicht mehr gesehenen Inflation kämpfen. Die Konjunktur fällt fast überall ins Negative, einzig die Energiekonzerne profitieren momentan enorm von den hohen Energie- und Treibstoffpreisen. Umso interessanter ist es anzuschauen, wie sich die tonangebenden IT-Konzerne verhalten. Die Tech-Riesen sind die wahren Lokomotiven der postindustriellen Wirtschaft und ihre Lage ist in vielerlei Hinsicht repräsentativ für die gesamte ökonomische Situation.

Microsoft setzt Anstellungen fort

In Anbetracht dieser globalen Unsicherheiten zeigt Microsoft zwar Vorsicht, aber noch längst keine Verzweiflung. Grundsätzlich erwartet das Technologieunternehmen auch dieses Jahr Wachstum, und zwar in all seinen Branchen. Laut Rajesh Jha, der die für die Entwicklung von Microsoft Office 2021 Standard zuständige Abteilung leitet, ist bei der Anstellung neuer MitarbeiterInnen aktuelle eine gewisse Zurückhaltung geboten. Als Reaktion auf die globale Unsicherheit will Microsoft jetzt die Zahl der neuen Einstellungen reduzieren und grundsätzlich vorsichtiger mit den Gehaltsbudgets umgehen. Ein Pressesprecher betont, dass das auf keinen Fall das Ende des Wachstums bedeutet. Die Zuständigen von Microsoft Office werden ersucht, verstärkt darauf zu achten, dass sie die richtigen Leute für die passende Stelle finden.

In dieser Zeit der Unsicherheit versucht Microsoft also sparsam zu bleiben, gleichzeitig aber im Wettbewerb um die besten Arbeitskräfte nicht zurückzufallen. Das Unternehmen hat bereits angekündigt, sich um die besten Talente am Arbeitsmarkt zu bemühen. Nicht weniger wichtig ist die Aufgabe, die bereits gewonnenen Fachkräfte zu halten. Auch dafür wurden schon im Mai die Gehälter im Unternehmen angehoben. Jedoch sind auch höhere Gehälter keine Garantie dafür, dass die MitarbeiterInnen nicht zur Konkurrenz wechseln.

Dennoch sieht die finanzielle Lage von Microsoft im Moment noch etwas besser als bei manchen Konkurrenten aus. Obwohl die Aktienwerte des Unternehmens in der ersten Hälfte des Jahres (wie auch bei allen anderen IT-Unternehmen) eingebrochen sind, ist dieser Absturz für Microsoft weniger dramatisch als für Alphabet oder Amazon ausgegangen. Die finanziellen Risiken existieren aber trotzdem. Eine andauernde Inflation wird viele KundInnen motivieren, die eigenen Ausgaben zu kürzen. Viele digitale Produkte könnten leicht zu „Opfern“ dieses Sparzwangs werden.

Einstellungsstopp bei Facebook

Die meisten Konkurrenten von Microsoft sind von den gleichen Problemen betroffen und ergreifen ähnlichen Massnahmen, die unter anderem auch konkret die Anstellungspolitik betreffen. Überraschenderweise hat Meta, der Betreiber des sozialen Netzwerks „Facebook“, einen Einstellungsstopp angekündigt. Früher hatte Facebook nur wegen des Ausbruches der COVID-19 Pandemie solche harten Maßnahmen ergriffen. Die heutige Lage ist demnach nicht wesentlich entspannter als damals. Der Krieg in der Ukraine, Inflation und auch die Anpassung der Datenschutzrichtlinien von Apple sind einige Faktoren, die das Wachstum von Meta bremsen. Trotzdem soll der aktuelle Einstellungsstopp nicht alle Bereiche des Unternehmens betreffen und in Zukunft strebt Meta an, die besten Talente zu suchen, um langfristige Ziele schneller zu erreichen.

Privileg bei Uber zu arbeiten

Dieselben Faktoren bringen auch den Fahrdienst-Vermittler Uber in den Sparmodus. Das Unternehmen muss jetzt überlegen, welche Bereiche im Fokus stehen und wie es seine Geschäfte wieder profitabel machen kann. Die alten Pläne, neue Fachkräfte anzustellen, wurden drastisch gekürzt. Obwohl viele Medien auch im Fall von Uber von einem Einstellungsstopp berichtet haben, bleibt eine gehobene Position im Unternehmen ein Privileg. Trotz aller Schwierigkeiten im Zuge der globalen Instabilität ist es für Uber sehr wichtig, langfristig keine MitarbeiterInnen zu verlieren.

In die Zukunft schauen

Die Bereitschaft der grössten Technologieunternehmen, die Anstellung neuer Fachkräfte fortzusetzen, ist ein wichtiges Signal, dass die IT-Branche trotz der instabilen Konjunktur mit weiterem Wachstum rechnet. Auch wenn einige Firmen eine gewisse Zurückhaltung bei ihrer Anstellungspolitik demonstrieren, zeigt die Mehrheit ganz deutlich, dass mittel- und langfristig eine positive Entwicklung zu erwarten ist. Die IT-Branche bleibt dynamisch und der Wettbewerb um die hochqualifizierten Fachkräfte hart umkämpft. Denn diese Unternehmen gelten nicht umsonst als attraktive Arbeitgeber.

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