Es ist mittlerweile nichts Neues mehr, dass sich Deutschland mit der Digitalisierung schwer tut. Doch während bislang eher das Klischeebild des technikfeindlichen Rentners mit Festnetztelefon und gedruckter Tageszeitung dominierte, stellte die ICILS-Studie nun fest: Auch beim deutschen Nachwuchs hapert es.
Deutschlands Schüler Mittelmaß beim Umgang mit Computern
Die International Computer and Information Literacy Study untersuchte die Computerkenntnisse von Schülern der achten Klasse in 21 Ländern. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass etwa 30 Prozent, also knapp ein Drittel der deutschen Schüler nur die allernotwendigsten Computerkenntnisse besitzen. Mit anderen Worten: Sie können zwar am Smartphone scrollen und daddeln, doch wenn es um die Bedienung umfangreicherer Software oder gar ums Programmieren einfachster Anwendungen geht, sind die meisten überfordert. Lediglich 24 Prozent konnten einen Code ohne erwachsene Hilfestellung ändern. Ein Drittel der Schüler wusste nicht einmal, was ein Algorithmus ist.
Schuld daran ist wieder einmal das deutsche Bildungssystem. Zum einen werden digitale Unterrichtsmittel nach wie vor weit weniger eingesetzt als in anderen Ländern. So erklärte fast die Hälfte der Schulleiter in einer Befragung, dass sie digitale Medien für überbewertet halten. Bei den Lehrern sieht es nicht anders aus. Entsprechend mau ist auch die Ausstattung mit Computern und WLAN an den deutschen Schulen. Darunter leiden vor allem Schüler aus bildungsfernen Schichten, deren Eltern sich oft keinen Computer zu Hause leisten können oder selbst nicht damit umgehen können. Ihnen fehlt oft jede Möglichkeit, sich überhaupt näher mit Computern und Software zu beschäftigen.
EDV-Kenntnisse auch im Erwachsenenalter eher schwach
Obwohl Computerkenntnisse heute als unverzichtbar für die Karriere gelten, setzen sich die schwachen Kenntnisse im IT-Bereich auch im Erwachsenenalter fort. Dies belegt die PIAAC-Studie (Programme for the International Assessment of Adult Competencies). Diese bescheinigte den deutschen Teilnehmern bestenfalls mittelmäßige Kenntnisse. Erschreckend: Nur in den USA war der Zusammenhang zwischen schwachen Computerkenntnissen und sozialer Herkunft größer als in Deutschland.
Viele Unternehmen müssen auch heute noch über Anbieter wie medienreich grundlegende Computerschulungen für ihre Mitarbeiter zu Microsoft Office anbieten, damit ihre Mitarbeiter diese Software kompetent am Arbeitsplatz einsetzen können – und das, obwohl Microsoft Office mittlerweile auch schon über 30 Jahre alt und auf fast jedem privaten Windows-Computer zu finden ist. Zu gering ist scheinbar das Interesse, sich jenseits von einfachsten Schreibarbeiten, Internet surfen und Online Shopping mit dem Computer zu beschäftigen. Angesichts der Ergebnisse der ICILS-Studie dürfte sich daran in naher Zukunft auch nicht viel ändern.