Mein erstes PC-Spiel: Formel 1 von Accolade.
1991 kam der erste Computer zu uns, ein PC. 286er mit 1 MB Arbeitsspeicher, 80 MB Festplatte und VGA-Grafikkarte. Als Betriebssystem gab es MS-DOS 5.0 mit dickem Handbuch. Windows war damals noch kein Thema, also hatte das Ding auch keine Maus.
Der Computer wurde damals wegen Buchhaltung angeschafft. Für den Kauf des Computers wurde damals noch eine Reise nach Berlin getätigt, es gab Beratung und der Computer wurde individuell zusammengestellt, getestet und eingerichtet. Dauerte einige Wochen. Ich war damals mit dabei und lies durchklingen, dass neben der Buchhaltungssoftware auch ein Spiel mit dabei sein sollte. Am Ende wurden es zwei, ein gekauftes und das „Formel 1“ Spiel.
Dieses wurde netterweise als Raubkopie mitinstalliert, mit derlei Unrechtsbewusstsein, wurde sich damals nicht beschäftigt. Erst im Zuge dieses Artikels lernte ich, dass das Spiel gar nicht „Formel 1“ heißt, sondern „Grand Prix Circuit„. Dazu kommt, dass das Spiel nicht von Accolade entwickelt wurde, sondern von „Distinctive Software„. Accolade war der Publisher, erschien aber prominent beim Start. Wie gemein!
Grand Prix Circuit
Das Spiel stammt aus dem Jahr 1988. Entwickelt von Distinctive Software, vertrieben von Accolade, welche damals zahlreiche Rennspiele vertrieben, z.B. TestDrive. Neben PC gibt es auch Varianten für alle möglichen Computer, wie C64, Amiga, Amstrad CPC, Apple, Mac und Zx-Spektrum.
Auf 8 Rennstrecken darf man sich hier im Spiel gegen die Uhr und Gegner messen. Drei Fahrzeuge stehen zur Auswahl, Ferrari, Williams und McLaren. Es gibt verschiedene Schwierigskeitsmodi, es darf trainiert werden, es darf sich gegen Computer-Gegner gemessen werden. Ich habe es immer im einfachsten Modus gespielt. Hier musste nicht manuell geschaltet werden und ich musste nur Gas geben.
Technische Daten
EGA-Grafik war damals das Maß der Dinge, 16 Farben. Auf älteren Computer, wie meinem späteren Schneider-PC mit CGA-Grafik lief das Spiel ebenfalls, mit sehr seltsamen Farben. Dazu gab es Unterstützung für Tandy und Hercules. Mit beiden konnte ich damals nicht viel anfangen, außer, dass das Spiel mit sehr seltsam lief. Startete man das Spiel über „gp.exe“ erschien das Menü zur Grafikauswahl.
Alternativ gab es für jeden Modus auch eine passende .exe Datei für den direkten Start. Wer auch immer das Spiel vorinstalliert hatte, stellte dem „gpega.exe“ ein Ausrufezeichen voraus, so dass es beim „dir“ Befehl an erster Stelle erschien.
Der Sound kam damals direkt aus dem PC-Speaker, Soundkarten wurden keine unterstützt. Es war ein unendliches Geklimper des integrierten PC-Lautsprechers. Wie es bei anderen Computersystemen aussah, weiß ich nicht. Gesteuert wurde es mit den Cursortasten.
Das Spiel
Das Spiel kam damals in der Fachpresse gut an, realistisch waren Fahrgefühl und Grafik (sogar mit Rückspiegel). Letzteres dürfte heute nur noch ein Schmunzeln hervorrufen. Die einzelnen Strecken unterscheiden sich durch den Verlauf und einer Hintergrundgrafik. In meiner kindlichen Naivität habe ich mehrmals versucht zu dem Hintergrund hinzufahren.
Da wir nichts anderes hatten, spielte ich das Spiel sehr ausgiebig, meist im Training oder Einzelrennen. Theoretisch gab es auch die Möglichkeit eine ganze Saison zu spielen, mit Speicherfunktion, aber das habe ich nie gemacht. Da ich kein Handbuch hatte, dauerte es auch einige Zeit bis ich vom Einzelrennen mit Qualifikation und anschließenden Gegnern traf. Hey, da gibt es Computer-Gegner! Später entdeckte ich auch die unglaubliche Möglichkeit, in die Box zu fahren.
Auf die Grafik kann ich heute nur noch mit einem Lächeln zurückblicken. Die Strecken waren flach, es gab Schilder in den Kurven, eine Strecke bot sogar einen Tunnel, beim Drüberfahren gab es aber keine Brücke. Damals war Grafik und Sound aber State-Of-The Art. Die eingängige Titelmelodie des Starts regt bei mir weiterhin nostalgische Gefühle. Wer im Internet sucht, findet schnell einen Download. In der DOS-Box läuft das Spiel ohne Probleme.