Winfile – alter Dateimanager von Windows als Open Source

Das alte Software als Open-Source freigegeben wird kommt oft vor. Seltener bei ist dies bei Firmen wie Microsoft der Fall. Grund ist häufig, dass schlicht Rechte dritter im Weg stehen. Programmierer verwenden Programmcode und Bibliotheken von Drittanbietern, schon funktioniert es nicht. Oder die alten Quelltexte lassen sich nicht mehr sinnvoll mit neuen Compilers übersetzen. Microsoft hat diese Woche nun den Programmcode vom alten Dateimanager freigegeben. Eine Chance für den Blick auf alte Software.

Der “alte Dateimanager” wurde von Microsoft mit Windows 3.0 eingeführt. Ab Windows 95 wurde er vom Explorer abgelöst, welchen wir in veränderter Form immer noch verwenden. Mitgeliefert wurde er aber immer noch bis Windows ME. Wenn auch sehr versteckt. Großartig verwendet habe ich das Ding damals nie. Windows 3.0 und Windows 3.1 waren damals eher Zusatzprogramme für MS-DOS. Für das Dateigeschubse verwendete ich damals den Norton Commander, direkt unter DOS. Windows wurde damals nur für Programme wie Textverarbeitung, Bildverarbeitung gestartet. Ab Windows 95 habe ich dann den Total Commander verwendet und tue es noch heute.

Der Quelltext wurde nun unter der MIT-Lizenz von einem Microsoft Mitarbeiter auf Github veröffentlicht. Dieser hatte den Dateimanager, vermutlich als Hobby, weiterhin gepflegt, so dass er auch unter neuen Betriebssystemversionen läuft. Auch Windows 10 mit 64bit ist kein Problem. Auch lässt sich der Quelltext mit aktuellen Versionen von Visual Studio ohne Probleme selbst kompilieren, was bei C++ Projekte nicht unbedingt immer selbstverständlich ist.

Wer den Compiler nicht selbst anwerfen will, findet auf GitHub auch vorkompilierte Dateien, so dass man das Programm direkt starten kann. Der Dateimanager versprüht sofort den Charme der 90er Jahre, als Grafikkarten nur 16 oder 256 Farben darstellen konnten. Trotz der kruden Darstellung funktionieren alle Funktionen ohne Probleme. Viele Funktionen rufen direkt die Dialogfelder aus dem aktuellen Windows auf, z.B. beim Herstellen einer Netzwerkverbindung. Dies zeigt, wie kompatibel Windows immer noch zu alter Software ist.

Für Entwickler lohnt sich ein Blick in den Quelltext. Dieser besteht aus einer übersichtlichen Anzahl an Dateien. Trotzdem bringt es der Dateimanager auf gut 25.000 Zeilen Code. Alte Windows Entwickler finden jede Menge Windows API Aufrufe, der Programmierstil wirkt aus heutiger Sicht altbacken, aber effizient. Windows 3.0 lief damals auf einem 286er Prozessor mit 12 oder 16 Mhz und 1 MB Arbeitsspeicher. Da baute man keine 5 Abstraktionen mit 20 Entwurfsmustern um den Inhalt eines Verzeichnisses darzustellen.

Ein Einsatz aus heutiger Sicht macht die Software macht wenig Sinn. Die wesentlichen Funktionen eines Dateimanagers sind vorhanden, aber Usability haben sich weiter entwickelt. Was bleibt ist ein nostalgischer Blick in die Vergangenheit, für Anwender als auch für Entwickler.

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