14,99 Euro für Unlimited Internet, mit 2 Mbit/s. Lohnt es sich? Wie gut lässt sich mit 2Mbit arbeiten, streamen, surfen?
Letzten Jahres kam der Mobilfunkanbieter Talkline zurück. Die Tarife waren halbwegs interessant, besonders der Unlimited Tarif interessierte uns. Für 12,99 Euro bot dieser unlimitiertes Datenvolumen, mit der Beschränkung der Geschwindigkeit auf 2Mbit/s. Während der Poweruser hier nur müde lächelt, hat uns interessiert, wie gut oder schlecht der Tarif in der Praxis funktioniert und ob Unlimited die bessere Wahl zwischen einem Volumentarif ist.
Sich keine Gedanken über das Datenvolumen machen zu müssen, ist schon eine feine Sache. Inzwischen wurden die Preise erhöht und der Tarif kostet 14,99 Euro.
Video
Talkline, Freenet, der Tarif
Wer bei Talkline bestellt, bestellt eigentlich bei Freenet. Großspurig kündigte der Anbieter zwar an, nun endlich die alte Marke wiederzubeleben, aber am Ende ist Talkline ein Reseller von Freenet. Genutzt wird das Netz von O2 bzw. Telefonica. O2 bietet selbst einen ähnlichen Tarif an, welcher dort mit knapp 30 Euro zu Buche schlägt.
Beim Reseller lässt sich also Geld sparen. 14,99 Euro kostet der Tarif also. Wir konnten den Tarif für 12,99 Euro buchen. Damit ist es weniger interessant den Tarif bei Talkline zu buchen, da Freenet selbst oft ähnliche Angebote liefert. Der Tarif ist monatlich kündbar. Die Geschwindigkeit ist offiziell bei 2Mbit/s im Download und 1Mbit/s im Upload beschränkt. Volumen ist unlimitiert. Telefon und SMS sind frei. EU-Roaming ist inklusive, wobei hier die Beschränkung von 20 GB gilt. Zusätzlich zur Grundgebühr kommen 9,99 Euro Anschlussgebühr hinzu.
Bestellablauf
Die Bestellung erfolgte auf der Talkline Webseite. Persönliche Daten eingeben, Lieferanschrift, Bankverbindung. Alles lief unkompliziert.
Lieferung und Inbetriebnahme
Drei Tage hat die Lieferung gedauert und nach dem Öffnen wird klar, dass der Tarif nichts mit Talkline zu tun hat. Talkline ist am Ende nur ein Reseller, welcher für die Vertragsvermittlung sein Geld einstreichen dürfte. Die Unterlagen kommen alle von Freenet, der Kundenbereich ist bei Freenet und auch für die Kündigung rufen wir bei Freenet an. Am Ende egal, aber ohne Alleinstellungsmerkmal können wir auch direkt bei Freenet bestellen.
Die Inbetriebnahme gelingt ohne Probleme. SIM-Karte einlegen, aktivieren, ein paar persönliche Daten eingeben und schon geht es los. Ein paar SMS später ist das Smartphone auch schon mit den entsprechenden Profilen ausgestattet. Per E-Mail bekommen wir noch einen Link für das Anlegen eines Accounts im Online-Kundencenter. Auch hier klappt die Anmeldung ohne Probleme.
Dann kann es auch schon losgehen!
Reichen 2Mbit?
In der Praxis mache ich natürlich erstmal einen Speedtest. Die Nadel schlägt aus, kommt auf fast 4 Mbit/s, sinkt dann aber schnell auf die versprochenen 2 Mbit/s. Eine Überraschung gibt es beim Upload, dieser beträgt ebenfalls 2Mbit/s. Wir beschweren uns nicht.
Normales Surfen, mobiles Arbeiten, Cloudnutzung
2Mbit/s waren früher ein ausgewachsener DSL-Anschluss. Der erste DSL-Anschluss brachte weniger als 1Mbit/s auf die Leitung und der Autor dieser Zeilen verbrachte 3 Jahre in einer WG, in welcher sich 4 Leute eine DSL-light Leitung mit 0,4 Mbit/s teilten. Aber die Zeiten ändern sich. Webseiten sind größer geworden, Cloud-Dienste sind Alltag, genauso wie Videokonferenzen.
Für die normalen Arbeiten schlägt sich die Leitung gut. Normales Surfen funktioniert ohne Probleme. E-Mail sowieso. Mobiles Arbeiten über RDP funktioniert ebenfalls, nachdem wir in den Einstellungen auf die passende Bandbreite umgestellt haben. Der Firmenzugang über VPN läuft problemlos, solange wir nichts Datenintensives machen.
An die Grenze kommen wir, wenn OneDrive und Co eine größere Datenmenge herunterladen müssen, dann stockt schonmal der parallele Musik-Stream. Auch Updates und Downloads werden zur Geduldsprobe. Der grundsätzliche Test gilt aber dennoch als bestanden, alles funktioniert gut.
Videokonferenzen
Ein Sub-Genre des mobilen Arbeitens sind die allgegenwärtigen Videokonferenzen. Getestet haben wir Skype und Microsoft Teams. Beide Applikationen liefen ohne Probleme. Die Software geht gut mit der vorhandenen Bandbreite um. Auch nicht weiter verwunderlich, Skype haben wir auch schon mit deutlich kleineren Leitungen genutzt. Die Bildqualität ist etwas schlechter als mit der DSL-Leitung, aber dies fällt kaum ins Gewicht. Test bestanden.
Streaming
Die nächste Disziplin ist Streaming. Die Ergebnisse sind unterschiedlich. YouTube auf dem Smartphone funktioniert problemlos, gleiches gilt auch für Videostreaming über Amazon Prime. Die Bandbreite und Auflösung wird entsprechend angepasst, die Bildqualität ist nicht überragend, aber für die mobile Nutzung reicht es. Hier und da dauert es etwas, bis der Stream startet.
Auf dem Tablett gibt es ein ähnliches Bild, auch hier geht das Streaming angemessen mit der Bandbreite um. Auf dem Notebook wird Streaming jedoch zur Geduldsprobe. Es dauert, bis der Film startet und der Pufferspeicher gefüllt ist. Vor- und zurückspringen wird damit ebenfalls zur langwierigeren Operation. Wir schalten die Videoqualität herunter, dies bringt Performance, sieht aber nicht so toll aus.
Kurz gesagt, die 2 Mbit/s sind beim Streaming ein Kompromiss. Der Vorteil ist, dass wir unterwegs nicht auf das Datenvolumen schauen müssen, dafür gibt es eben weniger Bildqualität.
Gaming
Wir sind nicht die großen Gamer und beschränken uns auf ein paar ältere Online-Spiele, wie Team Fortress Classic. Die Bandbreite ist hier kein Problem. Der Ping ist, im Vergleich zur DSL-Leitung, etwas höher. Die 2Mbit/s wirken sich hier nicht negativ aus, außer das Spiel will größere Updates ziehen.
Fazit: Reichen 2 Mbit/s?
Für die allermeisten Dinge schlägt sich der Tarif recht gut. Arbeiten, Surfen, Cloud, Videokonferenzen und Streaming. Alles funktioniert, je nach Bandbreitenbedarf sinkt die Qualität. Downloads sind ein Geduldsspiel und idealerweise konfiguriert man Windows beim Hotspot-Betrieb auf mobile Datennutzung, damit nicht auch noch die Windows-Updates gezogen werden.
Insgesamt lässt sich aber gut damit arbeiten.
Volumentarif vs. langsames Unlimited
Nun die Frage, lieber Unlimited dafür langsam oder doch einen Volumentarif. Talkline bietet für etwas weniger Geld auch einen 18 GB Tarif an. Hierfür bekommen wir 50Mbit/s. In der Praxis hängt es etwas vom Nutzungsverhalten ab.
Für mich überwiegt der Vorteil, dass ich mir keine Gedanken über das Datenvolumen machen muss. Kein schlechtes Gewissen, wenn neben zu Musik streamt oder ein YouTube-Video die Zeit vertreibt. Bei meinem Test habe ich knapp 15 GB verbraucht. Theoretisch hätte hier also auch der Volumentarif gereicht. In der Praxis wäre der Verbrauch aber durchaus höher gewesen, da die 2Mbit/s auch eine Datensparautomatik sind, da gerade beim Streaming eben nur maximal 2Mbit/s übertragen werden und sich die Qualität entsprechend anpasst.
Wer unterwegs solche Faxen nicht braucht, dafür aber lieber schneller unterwegs ist, wird mit einem Volumentarif besser bedient sein.
Die nächste O2-Tarifstufe liegt derzeit bei 10Mbit/s. Wer etwas mehr Geld locker macht, sollte eher zu diesem Tarif greifen, hier ist dann nochmal deutlich mehr Spaß im Netz möglich.
Freenet Kundenbereich
Kommen wir zurück zu Freenet, bzw. dem Kundenbereich. Dieser ist aufgeräumt, bietet alle Informationen zum Vertrag und der Download der Rechnung klappt auch. Note: gut!
Kündigung
Alles hat ein Ende, auch unser Vertrag mit TalklineFreenet. Wir erinnern uns, dass es seit dem letzten Jahr die Vorschrift eines Kündigungsbuttons auf der Webseite geben soll. Umgesetzt haben das bisher die wenigsten Anbieter, anscheinend gibt es hier keine entsprechenden Strafen.
Auch Freenet hat keinen Button für die Kündigung, sondern nur für das Vormerken der Kündigung. Damit, so die Aussage, sichern wir uns den Kündigungstermin mit einem Klick. Allerdings gilt dieser nur, wenn wir innerhalb der nächsten 14 Tage die Hotline anrufen. Wie nervig. Hier wird klar darauf spekuliert, dass der Aufwand gescheut wird oder der Anruf schlicht vergessen.
Egal, wir rufen direkt nach dem Klick auf den Button an. Wir werden von Dieter Bohlen begrüßt, tippen die Telefonnummer ein und landen in der Warteschleife. Nach kurzer Zeit begrüßt und ein Mitarbeiter, nach Durchgabe der Kundennummer und Geburtsdatum müssen wir ein paar Minuten warten, anschließend ist die Kündigung bestätigt und im Posteingang. Wir werden noch kurz nach dem Grund der Kündigung gefragt, sonst aber nicht weiter belästigt.
Trotz allem wollen wir lieber einen Kündigungsbutton!
Fazit: Talkline und Freenet
Zu Beginn unseres Tests hätten wir noch gesagt, geht zur Talkline, wenn Du den 2 MBit/s Tarif im O2-Netz für 12,99 Euro im Monat haben willst. Das ist günstig. Für 14,99 Euro ist der Tarif auch öfter bei Freenet direkt oder in anderen Ecken des Netzes buchbar. Ansonsten sind wir Kunde bei Freenet geworden und haben mit Talkline nichts zu tun. Das ist auch OK, es gab keine Probleme mit Freenet, der Kundenbereich passt und die Kündigung ging auch in 15 Minuten von der Hand, auch ohne Kündigungsbutton.
Wie bereits geschrieben, reichen die 2Mbit unterwegs für das meiste aus. Wer nicht viel Geld ausgeben will und auf dem Weg zur Arbeit in der S-Bahn sich die Zeit mit YouTube und Co vertreiben will, kann sich den Tarif anschauen.