Nachdem es lange auf der Steam-Liste gestanden hatte, habe ich das Spiel jetzt endlich mal durchgespielt.
Industria ist mir bereits vor ein, gut 2 Jahren aufgefallen. Es wurde als eine Art Half-Life mit DDR-Anleihen beschrieben. Das Spiel war nicht besonders teuer, daher hatte ich es mal gekauft. Allerdings konnte ich es gar nicht spielen, auf meinem damaligen Computer lief es schlicht nicht, bzw. sehr ruckelig.
Das hat sich inzwischen geändert. Dank Geforce 4070 konnte ich das Spiel nun in voller Auflösung, höchster Detailstufe und Raytracing zocken.
Es hat mir Spaß gemacht, auch wenn es weder ein Half-Life, noch ein besonders guter Shooter ist. Beeindruckend ist jedoch die Tatsache, dass das Spiel von mehr oder weniger zwei Leuten gemacht wurde, mithilfe von ein paar anderen. Die Spielzeit ist mit 3 – 4 Stunden nicht besonders lang. Ich habe mir Zeit gelassen, um möglichst viel von der Welt zu erkunden.
Die Story
Ich werde nicht zu viel spoilern. Die Story beginnt in der DDR am Tag des Mauerfalls. Wir wachen als Protagonistin, von einem Anruf geweckt, in einem Plattenbau auf. Walter, unser Freund, ruft an, erwähnt die Wende und dass die Stasi Altas, ein Computersystem abschalten will. Dann geht es auch schon los.
Es lohnt sich, sich Zeit zu lassen. Zuerst erkunde ich die Wohnung. Klassisch im DDR-Stil eingerichtet, hässliche Fließen im Bad. Sehr schöne und viele Details. Selbst das Treppenhaus ist mit seinem schlichten Charme ein Erlebnis, besonders, wenn man selbst mal in der DDR gelebt hat.
Auch draußen geht es weiter. Die Lampen, die Autos, die Bäume. Alles wirkt wie eine Sommernacht, in der DDR, am Stadtrand von Berlin. Leider endet die Ostalgie, als wir das Bürogebäude betreten. Hier finden wir einen Supercomputer, samt Teleportationsanlage, welche uns in einen anderen Ort teleportiert.
Über den neuen Ort wissen wir nichts, aber wir stellen schnell fest, dass es hier keine Menschen mehr gibt. Nur eine einzelne Person hält Kontakt über ein Funkgerät und weist uns etwas den Weg. Bevölkert ist die Stadt von einzelnen Maschinen, welche uns alles andere als freundlich gesonnen sind.
Kein Shooter
Erwartet hatte ich eine Shooter. Ich würde sagen, das ist Industria nicht. Es gibt Gegner, die mehr oder weniger verstreut in der Stadt auf einen warten. Diese sind vergleichsweise dumm und einfach zu erledigen. Die Munition der einzelnen Waffen ist weder knapp noch üppig. Im Grunde kann ich mich an nur eine Stelle erinnern, in welcher ich sagen würde, ja, das ist jetzt ein Shooter und ich muss auch mal in Deckung gehen.
Gefühlt ist das Spiel mehr ein Walking-Simulator, was dem Spiel meiner Meinung nach nicht schadet. Die Stadt ist längst verlassen, seit Jahren, nur noch vereinzelt irren Maschinen durch die Stadt. Mir hat es gefallen, alles in Ruhe zu erkunden und die einzelnen Hinweise, was passiert ist einzusammeln. Wer aber einen echten Shooter mit viel Action erwartet, wird enttäuscht.
Grafik
Die Grafik hat mich begeistert. Dank neuer Grafikkarte konnte ich das Spiel auf Anschlag spielen, inklusive Raytracing. Das gibt schöne Spiegelungen in Wasser und Oberflächen.
Ansonsten ist die Grafik schick und stimmig. Verlassene, Stadt, verlassene Häuser, überwuchert von seltsamer Technik.
Hier und da gibt es seltsame Grafikfehler, aber gut.
Eindrücke
Insgesamt behalte ich das Spiel in guter Erinnerung. Ich denke, ein zweiter Durchlauf wird irgendwann folgen. Es ist ein langsames Spiel, was mir durchaus zusagt. Die Gegend erkunden, alles anschauen. Hier und da gibt es Gegner, die scheinen aber genauso überrascht von mir zu sein, wie ich von denen.
Die Konversationen mit dem letzten Überlebenden in der Stadt sind ebenfalls nett. Sie treiben die Story langsam voran, genauso wie die vereinzelnden Informationszettel. Hier werde ich beim zweiten Durchgang etwas mehr darauf achten.
Fazit
Das Spiel hatte ich nach gut 3 Stunden durch, dabei hatte ich mir schon gut Zeit gelassen. Insgesamt überwiegt mein positiver Eindruck. Das Ende kommt abrupt und lässt leider einige Fragen offen. Man merkt, dass sich die Entwickler hier die Option offen gehalten haben, weitere Teile zu machen. Ich bin gespannt, ob es was wird.
Wer ein wenig über die Hintergründe erfahren will, dem sei dieser Podcast empfohlen. Ist schon etwas älter, aber hier äußert sich einer der Entwickler, dass es doch eine Menge Arbeit war und man nicht weiß, ob man sich das nochmal antun wird.
Ansonsten ergeht hiermit eine Spielempfehlung, selbst, wenn einem das Spiel nicht zusagt, durch die geringe Spielzeit ist man auch schnell durch.
Es ist kein wirklicher Shooter, kein Half-Life, irgendwas von allem und irgendwie dazwischen.