Getestet: Shadow – Gaming PC in der Cloud

Streaming löst klassische Medien immer mehr ab, Filme und Musik wird heute fast nur noch gestreamt. Das nächste Ding könnte Cloud Gaming werden, statt einem dicken PC daheim, streame ich die Spiele direkt aus der Cloud, egal wo ich gerade bin. Doch wie gut funktioniert ein virtueller Gaming-Rechner in der Cloud?

Ein Spiele-PC ist meist kein Schnäppchen, egal ob Desktop oder Laptop. Spiele brauchen ordentlich Leistung in Form von Prozessor, Grafikkarte und Arbeitsspeicher. Die Idee hinter Shadow ist, einen solchen PC einfach zu mieten und damit immer und überall nutzen zu können, sogar unterwegs mit dem Smartphone.

Statt einem dicken Rechner auf oder unter dem Schreibtisch sitzt der virtuelle Rechner in der Cloud und kann jederzeit angeworfen werden. Auch auf älteren Rechner lassen sich so anspruchsvolle Spiele spielen, solange die Internetleitung läuft. Aufrüstung, Hardware und Treiber, alles Dinge um die sich der Anwender nicht kümmern muss.

Funktionsweise

Im Gegensatz zu anderen Cloud-Diensten ist man nicht auf eine Vorauswahl an Spielen beschränkt. Stattdessen bekommt man einen eigenen virtuellen PC mit Windows 10 in der Cloud. Der Zugriff geht mit einem speziellen Client, welcher für Windows, MacOS, Linux und auch für mobile Plattformen wie Android oder IOS zur Verfügung steht.

Nach dem ersten Verbinden begrüßt einem der Windows Desktop und erlaubt die Installation von Programmen. Wer bereits eine reichhaltige Spielebibliothek in Steam sein Eigen nennt, installiert sich Steam und dann die Spiele. Dies geht dank der schnellen Internetverbindung von einem Gigabit erfreulicherweise recht schnell. Neben Spielen kann damit auch jede andere Software installiert werden und da es sich um ein normales Windows handelt, darf man sich auch an den Windows-Updates erfreuen.

Wird der Dienst nicht benötigt, fährt die Maschine herunter, eine Nutzung als Server ist also nicht möglich.

Preise und Hardware

Die Höhe der Miete hängt von der Hardwareausstattung ab. Los geht es mit 12,99 Euro im Monat, wobei der Preis für das Jahresabo gilt. Hier bekommt man eine GTX 1080 Grafikkarte, einen 3,4 Ghz Prozessor, 12 GB RAM und eine 256 GB SSD. Für mehr Geld gibt es mehr Leistung und auch eine bessere Grafikkarte. Wer den Dienst nur mal testen möchte, kann sich auch einen monatlich kündbaren Account klicken. Im Gegensatz zu Diensten wie Netflix, sollte man hier etwas länger planen, da echte Hardware bereitgestellt werden muss, vergeht nach Bestellung und Bereitstellung etwas Zeit. Wer heute bestellt, bekommt erst im Januar seinen Shadow.

Die Hardware entspricht damit dem, was aktuelle Spiele so benötigen. Ich selbst habe die Basisvariante getestet und konnte damit alle meine Spiele flüssig zocken.

Wie gut funktioniert es?

Die spannende Frage war, wie gut der Dienst am Ende funktioniert. Filme zu streamen ist eine Sache und vergleichsweise einfach, hier kann gepuffert werden, aber wie sieht es mit Spielen aus, welche ohne große Verzögerungen auf die Eingabe des Benutzers reagieren müssen. Da die Bildschirminhalte nicht vorher bekannt ist, muss auch die Komprimierung und die Bandbreite passen.

Shadow setzt auf allen Plattformen einen eigenen Client ein. Bereits beim Verschieben von Fenstern merkt man, dass es deutlich flüssiger ist, als über den Remote-Desktop. Eine ordentliche Internetverbindung ist Pflicht. Der Anbieter selbst gibt 15 MBit/s als Minimum an, was sich in der Praxis bewahrheitet. Mit meinem Laptop, 5GHz WLAN und VDSL 100 funktioniert der Dienst sehr gut. Mit meinem Tablett und 2,4 GHz WLAN ist der Datendurchsatz zu gering, sodass die Bildqualität deutlich leidet. Gleiches galt für meine Tests, bei denen ich mit meinem Laptop am Rande meines WLAN-Empfangs war. Hier kommt es dann schnell zu Aussetzern. Grundlegende Einstellungen können in der App vorgenommen werden, hier können auch Optimierungen für kleinere Bandbreiten vorgenommen werden. Die App läuft wahlweise im Fenstermodus oder im Vollbildmus, mit einer Tastenkombination kann zwischen den Modi gewechselt werden.

Ist genug Bandbreite vorhanden funktioniert der Dienst sehr gut. Spiele laufen flüssig. Komprimierungsartefakte sind nur manchmal zu sehen und man muss schon sehr genau hinschauen. Auch über eine Mobilfunkverbindung läuft der Dienst. Die Latenz ist gering, aber vorhanden, und war auch im Multiplayer kein Problem.

Auch das Starten und beenden des Shadow ist schnell, außer es laufen mal wieder Windows Updates. Getestet habe ich den Dienst auf meinem Latop, meinem Surface Pro 7, Android Tablett und Smartphone. Auf allen Geräten hat der Dienst funktioniert, bei mobilen Geräten empfiehlt es sich eine externe Maus und Tastatur für die Steuerung zu verwenden. Auf dem Smartphone wird aber auch schon arg klein.

Controller können ebenfalls verwendet werden und sogar USB-Geräte lassen sich in die Cloud durchschleifen.

Fazit

Ein cooler Dienst und interessant für alle Leute die gerne eine Runde zocken, sich aber keinen eigenen Spiele-PC daheim hinstellen möchten. Gezockt werden kann mit vielen Endgeräten, mir hat es am meisten am Laptop Spaß gemacht. Smartphone und Tablett sind zwar nett, aber der Bildschirm war mir dort zu klein. Der Dienst funktioniert sehr gut, sofern die Bandbreite passt. Die Grafikqualität leidet dann nicht und auch die Latenz ist vernachlässigbar.

Der Preis geht für mich in Ordnung, auch ein Spiele PC kostet ordentlich Geld und muss auch ab und zu mit neuer Hardware versorgt werden, hier übernimmt das der Dienst für mich. Positiv ist die freie Nutzung, so kann der Shadow auch für normale Software oder zum Surfen verwendet werden. Spielemäßig ist man nicht eingeschränkt, sondern kann Steam, Origin oder andere Dienste für den Kauf verwenden. Damit bleiben die Spiele auch erhalten, wenn man der Plattform irgendwann den Rücken kehrt.

Für die Zukunft soll der Shadow auch für VR fit gemacht werden. In Kombination mit einem günstigen Headset kommt man dann vielleicht auch in den Genuss von VR ohne sich die ganze Hardware daheim hinstellen zu müssen.

Negativ ist leider die derzeit lange Wartezeit, bis der Shadow bereitgestellt ist.

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2 Kommentare

  1. Hallo.
    Mich interessiert, ob es einen guten Dienst gibt, der das Cloud Gaming von meinem PC zu Hause an einen Laptop oder einen anderen PC ermöglicht?
    LG Gustavo Woltmann

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