Das Ende von Flash

2020, also in gut 2,5 Jahren ist es soweit: das mittlerweile nicht mehr so geliebte Flash verschwindet von der Bildfläche. Adobe stellt das Produkt ein. Endlich keine nervigen Updatemeldungen mehr. Was bleiben wird, sind ein paar ewig gestrige Seiten, die nicht mehr aktualisiert werden. Damit ist Flash eine Technik die ich erfolgreich aus gesessen habe. Nicht als User, aber doch als Webseitenersteller. Bis auf Kleinigkeiten, habe ich Flash immer ignoriert. Dazu später mehr, blicken wir erstmal zurück in die Vergangenheit, zu den Anfängen. Denn wir haben Flash viel zu verdanken. Das Internet würde anders aussehen ohne die Technik, die damals sehr innovativ war.

Flash entstand Mitte der 90er Jahre. Die Firma FutureWave entwickelte das Programm FutureSplash-Animator zur Erstellung von vektorbasierten Grafiken und Animationen. Macromedia kaufte die Firma auf und entwickelt daraus die ersten Versionen von Flash. Damals sah das Internet noch anders aus. Man ging mit Modem online und man diskutierte ob man HTML 3.2 oder das neue HTML 4.0 für Webseiten verwendete. CSS war in den Anfängen und als Browser verwendete man Netscape Navigator, den Vorläufer des heutigen Firefox.

Multimedia und Grafiken kamen gar nicht oder nur spärlich zum Einsatz. An Animationen war kaum zu denken. Lediglich das GIF-Format erlaube Animationen zu erstellen. Diese waren meist recht krude, da die Dateien recht groß waren und sich nur langsam über die Modemleitung schleppten. Videos gab es im Netz nicht.

Flash erlaubte zum ersten Mal flüssige, skalierbare Animationen mit vernünftigen Frameraten und Dateigrößen. Das war damals revolutionär und ließ einen staunend zurück. Sound und andere Multimediafunktionen wurden ebenfalls unterstützt. Dank Programmierung von Action-Script konnte man komplette Anwendungen programmieren, welche dann im Browser liefen. Neben normalen Anwendungen entstanden auch viele Spiele und Browsergames. Einige Spiele haben heute noch eine Qualität, welche mit heutigen Techniken wie HTML-5 und Java-Script nur schwer umzusetzen sind. Unzählige langweilige Vorlesungen verbrachten wir damals mit dem tollen VectorTD Tower Defense. Es genügte ein Browser um einen langweiligen Schul-PC in eine Spielemaschine zu verwandeln.

Wo es eine neue Technik gibt, gibt es auch genug Möglichkeiten der sinnlosen Einsätze. Einige Webseiten wurden komplett mit Flash gestaltet, inklusive Tonuntermalung und einem Overkill an Animationen. Auch wir auf eKiwi.de boten damals Flash-Banner und Intros an, die fortan zahlreiche Beepworld Homepages zierten. Meist war der Einsatz schlicht sinnlos. Auf Flashseiten könnte man meist keinen Text markieren und kopieren und die Benutzung war, sagen wir, nicht optimal.

Ich selbst konnte mich als Entwickler mit Flash nie anfreunden. Die Entwicklungsumgebung war mir fremd und seltsam und so richtig sah ich auch nicht den Sinn für meine Anwendungszwecke. So blieb es bei einigen Versuchen mit der Software Swish Max, die auch ohne große Einarbeitung erlaubte, ansehnliche Animationen zu erstellen.

Der nächste große Boom kam dann mit den aufkommenden Videoseiten. Youtube und Co. liefen anfangs mit Flash. Flash konnte Videos streamen und nachladen. Rechteinhaber freuten sich, dass man die Videos auch nicht so einfach herunterladen konnte.

Doch irgendwann begann der Stern von Flash zu sinken. Auf jedem Computer installiert wurde es zum Ziel von Virenautoren und anderen Kriminellen. Sicherheitslücke um Sicherheitslücke wurde zu Tage gefördert. Dies äußerte sich in immer öfteren Updates, die natürlich enorm nervten. Lange Zeit musste man manuell updaten.

HTML 5 schickte sich irgendwann an, die Funktionen von Flash in offenen Format nachzubilden. Für Videos gibt es den Video-Tag und dank Canvas-Element, JavaScript und CSS sind jetzt auch Animationen und Vektorgrafiken kein Problem mehr.

Als das iPhone auf den Markt kam, kam noch ein mittelgroßer Aufschrei, dass es kein Flash unterstützte. Mit dem Erfolg der IOS-Geräte waren die Webseitenbetreiber aber auch gezwungen auf die neue Techniken umzusteigen. Somit verblasste der Stern des Flash so langsam am Himmel.

Gebraucht hat man es die letzten Jahre sowieso immer weniger. Ein paar ewig gestrige Seiten verwenden es noch, ab und zu stöbert man nach einem alten Browsergame. Ich griff dann immer zum Chrome Browser, der das Flash Plugin noch mitbrachte.

Auch wenn mittlerweile jeder froh ist, wenn ein Schlussstrich unter der Geschichte von Flash gesetzt wird. Das Internet würde ohne Flash heute anders aussehen. Es hat die Nachfolgetechnologien erfolgreich inspiriert und darf damit in den Ruhestand gehen.

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