Produktivität auf Knopfdruck dank spezieller Musik. Kopfhörer aufsetzen und los geht es, das verspricht Brain.fm. Musik generiert durch künstliche Intelligenz auf Basis neurowissenschaftlicher Erkenntnisse, kann das funktioniereren?
Produktiv sein ist gar nicht so einfach. Ständig lauern Ablenkungen. Sei es der liebe Kollege der zum Kaffeeklatsch am Schreibtisch auftaucht, die Meldung des E-Mail Programms, dass eine neue Nachricht eingegangen sei und das Handy, welches eine Benachrichtigung schickt.
Am Ende ist Produktivität vor allem eins: Disziplin. Hinsetzen, loslegen, machen und sich nicht ablenken lassen. Um Ablenkungen zu minimieren habe ich mir vor vielen Jahren angewöhnt Kopfhörer zu tragen und ablenkungsarme Musik zu hören. In den Listen von Spotify, Youtube und Internetradios findet man Einiges. Durch den Finanzrocker Podcast bin ich vor einiger Zeit auf den Dienst Brain.FM aufmerksam geworden.
Die Musik ist keine Musik im eigentlichen Sinne. Eine KI generiert, nach Aussage des Anbieters, die Musik nach wissenschaftlichen Ansätzen. Die so erzeugte Musik, mit speziellem Rythmus und Frequenzen, soll bestimmte Hirnregionen anregen und produktives konzentriertes Arbeiten anregen und ermöglichen. Neben Musik für Konzentration, gibt es Musik für Entspannung und Schlaf. Um die Wissenschaftlichkeit zu untermauern, kann der interessierte Anwender ein Whitepaper mit Hintergrundwissen zu den Untersuchungen herunterladen. Das Team rund um Brain.fm hat nach eigener Aussage die Auswirkungen der Musik mit einem EEG überprüf und lädt auch andere Wissenschaftler ein die Ergebnisse zu überprüfen.
Der Dienst und die Musik
Zum Dienst selbst: Der Dienst kann sowohl auf dem Smartphone als auch auf dem Desktop genutzt werden. Am Desktop nutzt man die Browservariante, für die mobile Nutzung gibt es eine App. Diese ist sowohl für Android als auch für IOS verfügbar. Neben dem Streaming in der App können auch einzelne Tracks heruntergeladen werden und offline verwendet werden. Dies geht am Desktop leider nicht. Schade für das offline Arbeiten am Notebook unterwegs.
Brain.fm unterteilt sich die drei Funktionen. Focus für das konzentrierte Arbeiten. Relax für kurze Entspannungspausen und Sleep für die Unterstützung des Schlafs, wobei hier zwischen Nachtschlaf und Powernap unterschieden werden kann. Der Schnellstart startet eine gewünschte Musikrichtung, setzt einen Timer (z.B. 2 Stunden Produktivität) und schon geht es los. Brain.fm empfiehlt Kopfhörer für die Nutzung. Über den Explore Button kann man Einfluss auf die Musik nehmen, hier stehen weitere Elemente zur Verfügung, seien es Strand, Wind, Gewittert oder Musik in verschiedenen Stilrichtungen.
Anschließend heißt es Kopfhörer auf und produktiv sein. Glaubt man den Werbeversprechen von Brain.fm stellen sich Erfolge nach wenigen Minuten ein.
Funktioniert es?
Die subjektive Antwort: ja. Für mich funktioniert es. Ob es nun wirklich an den speziellen Klängen und neurologischen Einflüssen liegt? Schwer zu sagen. Generell empfinde ich die Musik als sehr angenehm. Sie lenkt nicht ab und drängt sich nicht in den Vordergrund. Mit den passenden Kopfhörern werden ablenkende Umgebungsgeräusche ausgeblendet. Die Musik ist durchaus anhörbar, aber keine Musik im klassischen Sinne.
Ich empfinde eine gesteigerte Produktivität, es ist aber auch kein Selbstläufer. Nach dem Motto: Musik rein und dank der Gehirnwäsche bin ich automatisch produktiv. Das funktioniert nicht. Disziplin ist weiterhin erforderlich. So habe ich weiterhin Tage an denen ich wenig produktiv bin.
Am Ende vielleicht nur der Placebo-Effekt? Ist mir auch egal, wenn es für mich funktioniert. Da ich bereits zuvor regelmäßig Musik beim Arbeiten gehört habe, ist die musikalische Unterstützung keine Umstellung der Gewohnheit gewesen. Wer nie Kopfhörer und Musik auf hat beim Arbeiten, wird mit dem Dienst vielleicht nichts anfangen können. Ich höre die Musik bei allen produktiven Arbeiten am Computer: Texte schreiben, Programmieren, Mails beantworten etc.
Weniger gut funktionieren für mich die beiden die beiden Module Entspannung und Schlafen. Ich bin nicht der Typ, der sich mit sanften Klängen irgendwo hinsetzt, tief durchatmet und entspannt. Die Tracks für die Schlafunterstützung habe ich ausprobiert. Auch dies ist denke Typfrage: mich stört schon ein tickender Wecker, damit konnte ich bei vielen Tracks gar nicht einschlafen. Ganz OK waren Gewitter und Regen. Aber wirklich besser geschlafen habe ich gefühlt damit nicht.
Fazit
Ich selbst bin schwer begeistert von dem Dienst. Ob wissenschaftlich untermauert oder Placebo-Effekt, ich bin von der Musik bzw. Klangkulisse weniger abgelenkt als von anderer Musik. Die Musik läuft im Hintergrund, irgendwann bekommt man diese nicht mehr bewusst mit. Wer gerne Musik beim produktiven Arbeiten hört, sollte Brain.fm mal ausprobieren. Im Gegensatz zu den Produktivitätslisten von Spotify und Co, finde ich die Musik bei Brain.fm besser.
Der Dienst kann kostenlos getestet werden. Nach der Anmeldung stehen einem 6 Sessions kostenlos zur Verfügung. Leider ist das etwas wenig um den Dienst ausgiebig zu testen. Besser wäre es, wenn der erste Monat kostenlos wäre. Nach Ablauf der Tests ist das Buchen eines kostenpflichtigen Accounts notwendig. Diese sind nicht nicht billig, aber auch nicht zu teuer. Wer monatlich zahlen möchte, zahlt etwa 7 Dollar, wer jährlich zahlt muss ca. 50 Dollar löhnen. Mein Tipp ist, einfach die kostenlosen Sessions zu testen und ggf. noch einen kostenpflichtigen Monat dran zu hängen. Nur dann kann man wirklich entscheiden, ob der Dienst eine Hilfe ist oder nicht.